Sonntag, 13. November 2011

Schon wieder Ärger mit dem Evangelium (33. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)

Mt 25,14-30
Bildaussage: Die Zwei haben gut gewirtschaftet. So soll es sein. (Jesus gibt hier keine Anweisungen für Geldanlagen.)
Sachaussage: Genauso sollen wir in der Zeit zwischen Erhöhung des Herrn und seiner Wiederkunft am Ende der Zeiten umgehen mit den uns anvertrauten natürlichen und übernatürlichen Gütern. Eine klare Sache.
Aber was ist mit dem dritten Typen? Er hat es doch nur gut gemeint! Er ist auf Nummer Sicher gegangen. Hat nichts verspielt, eben: vergraben. Sicher angelegt. Eigentlich doch ein guter Mensch: weder ein Krimineller, noch ein Uninteressierter.

EBEN!
er hat nichts gewagt, nichts riskiert. er hat sich auf nichts eingelassen, nicht eingemischt. hat sich nicht "die Hände schmtuzig" machen wollen, wie das denn schon mal geschehen kann, wenn man sich auf etwas einlässt. Er hat sich nicht für die Sache seines Herrn eingesetzt.

Er war weder kalt noch heiß, sondern einfach nur lau, wie es im Urteil über die Kirche von Laodizea heisst, siehe Apokalypse, Offenbarung 3,14-22. Diese wurde aus dem Mund des Herrn ausgespien.

Unsere Situation? Sind wir so? nicht kalt, nicht heiß, eben lau, unentschieden, vielleicht dabei sogar noch fromm, religiös, natürlich nicht übertrieben, man geht halt gelegentlich in die Kirche, aber bitte nichts übertreiben.

Der dritte Typ war weder ein Krimineller, noch ein Uninteressierter. "Aber er hat doch nichts getan!" Eben, er hat nichts getan. Das reichte aus für seine Verdammung. "Evangelium unseres Herrn Jesus Christus."

Ärger mit dem Evangelium (31. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A)

Eine Frau schrieb mir, nachdem sie das Evangelium gehört hatte:
"Rein menschlich gesehen, verschleudert der Verwalter ja aus Angst um seine Situation nach der Entlassung nochmals ordentlich das Vermögen seines Herrn. Der letzte Satz hat es ebenso in sich ”Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit Ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes”. Die Kinder des Lichtes handeln doch aus Liebe und verzichten auf den weltlichen Lohn, der zwar die Psyche streichelt, aber der Geistseele keine Nahrung ist. Was meint Jesus ganz genau?"

Gute Gedanken, klingen auch sogar nocht etwas fromm, haben aber nichts mit dem Evangelium zu tun. Was meint Jesus denn nun genau?
Eben dies: Wenn ihr, meine Nachfolger, die ihr euch Christen nennt, und die ihr doch wirklich Kinder des Lichtes seid..., wenn ihr im Tun des Guten genauso klug und einfallsreich und intelligent und findig wäret, wie es die Kinder der Welt im Tun des Bösen sind, dann sähe es in der Welt besser aus.

Sonntag, 11. September 2011

Was soll vorherrschen?

Soeben haben wir die heilige Messe vom 24. Sonntag im Jahreskreis gefeiert.
Beim Schlussgebet (Gebet nach der hl. Kommunion) horchte ich auf:
Es geht (1.) um die Bitte,
und (2.) um die sich daraus ergebende Folge.

"La potenza di questo sacramento, o Padre, ci pervada corpo e anima, (1.)
perché non prevalga in noi il nostro sentimento,
ma l'azione del tuo santo Spirito." (2.)
So der Text im italienischen Messbuch, Unterstreichung von mir.

Ich versuche eine private Übersetzung:
Die Kraft dieses Sakramentes, o Vater,
durchdringe unseren Leib und unsere Seele; (1.)
damit nicht mehr unser Denken und unsere Gefühle in uns vorherrschen,
sondern das Handeln des Heiligen Geistes.(2.)

Nicht schlecht, oder...?

Freitag, 12. August 2011

Das etwas andere Kirchenbild

Vor einigen Tage habe ich eine Wallfahrt gemacht zum Grab des heiligen Pater Pio in San Giovanni Rotondo. Ich habe mir sehr viel Zeit genommen, um die Mosaiken auf dem Weg zur Unterkirche und in der Unterkirche zu betrachten. Dabei half mir eine Schrift: Marko I. Rupnik, "Der Weg zum Palast des Königs im Himmel": Eine Erklärung der Mosaiken.

Mehrere Bilder haben mich persönlich angesprochen. Bei einem Bild jedoch dachte ich an so manche schriftliche und mündliche Diskussion in Deutschland über das, was die Leute sagen, was die Kiche sei...

Es ging um das folgende Bild und die Beschreibung:

"CHRISTUS KOMMT DUCH DIE GESCHLOSSENE TÜR UND HAUCHT DEN JÜNGERN DEN HEILIGEN GEIST EIN FÜR DIE VERGEBUNG DER SÜNDEN.

Durch die Vergebung der Sünden lässt und der Heilige Geist in der Kirche an der Auferstehung Christi teilhaben.


Die Kirche ist der Ort, wo man den Tod überwindet.
Dank der Sündenvergebung, die dir Verbindung mit Gott wieder herstellt und uns mit Christus vereint, wechseln wir von einer vom Tod verdorbenen Zeit zu einem unvergänglichen Leben. Mit der Sündenvergebung mittels des Heiligen Geistes gelangen wir mit Christus und in Christus zur ewigen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott."

Soweit der Text.

Was mich beeindruckte:
1. diese fraglose Selbstverständlichkeit der Aussage.
2. diese unschuldige Unbekümmertheit.
3. dieses Nicht-Problematisieren.
4. die Glaubenssicherheit, die sich darin verbirgt und offenbart.
5. die Dankbarkeit für diese von Gott geschenkte sakramentale Realität.
6. der Blick auf das Wesentliche.
7. die Klarheit der Erkenntis der Vernunft im Licht des Glaubens.

Was mich besonders angesprochen hatte, war der Satz: "Die Kirche ist der Ort, wo man den Tod überwindet."

Es kam der Wunsch auf: Mögen doch alle, die von der Kirche und über die Kirche reden, sich ärgern, auf ihre Sünden und Fehler hinweisen und deswegen austreten... von diesem Mysterium eine Ahnung bekommen.
Mögen doch Zeugen auftreten, die dieses Mysterium bezeugen.


Gebet der Hingabe

Vor einigen Tagen fand ich in einer römischen Kirche einen Zettel mit einem Gebet der Hingabe. Das hat mich sehr beeindruckt. Es ist ähnlich wie die "Gebete der Hingabe" von Charles de Foucould, Bruder Klaus und von John Henry Newman im GOTTESLOB Nr. 5.
Ich bringe dieses Gebet im intalienischen Original und in meiner private Übersetzung:

Mio Dio e Signore,
Mein Herr und mein Gott,
entra dentro di me.
Nimm Wohnung in mir.
Entrag e occupa fino alle radici il mio cuore.
Wohne in mir und nimm mich in Besitz bis in die Wurzeln meines Herzens.
Signore, prendimi completamente.
Mein Herr, nimm mich vollständig in Besitz.
Prendimi con tutto ciò che sono,
Nimm mich in Besitz, so wie ich bin,
con tutto ciò che ho,
mit allem, was ich besitze,
con tutto ciò che penso,
mit allem, was ich denke,
con tutto ciò che faccio.
mit allem, was ich tue.
Assumi i miei desideri più segreti.
Nimm an meine geheimsten Sehnsüchte und Wünsche.
Prendimi nel più intimo del mio cuore.
Ergreife mich im innersten Punkt, im geheimsten Winkel meines Herzens.
Trasformami in te completamente.
Verwandle mich vollständig in dich hinein.
Liberami dai risentimenti,
Befreie mich von Groll,
dai gravami,
von allem, was mich beschwert,
dai rancori.
von feindseligen Gefühlen.
Ritira tutto ciò,
Nimm das alles von mir,
portalo via.
nimm es hinweg.
Lavami interamente,
Wasche und reinige mich innerlich,
cancella tutto,
lösch das alles aus,
spegni le fiamme.
lösche aus die Glut.
Lasciami solamente un cuore puro.
Lass mir ein gereinigtes Herz.
Che cosa vuoi da me?
Was wünschest du von mir?
Fa' di me ciò che vuoi.
Mach mit mir, was du willst.
Io mi abbandono a te.
Ich schenke mir dir, ich überlasse mich dir.

Samstag, 16. Juli 2011

Ohne und mit dem Heiligen Geist

Auf dem Weg von der Stazione Termini zu meiner Sprachschule kam ich an der Basilika des Hl. Herzens Jesu in der Via Marsala, Rom, vorbei. Es war in der Woche nach Pfingsten 2011. Ich betrat die Kirche und fand einen "Kirchenanzeiger". Der folgende Text hat mich angesprochen. Ich biete den Test dar im italienischen Original und in meiner Übersetzung:

Senza lo Spirito Santo
OHNE DEN HEILIGEN GEIST
- Dio è lontano,
- ist Gott fern,
- il Cristo resta nel passato,
- ist Christus irgendwo, weit weg,
- il Vangelo è lettera morta,
- ist das Evangelium ein toter Buchstabe,
- la Chiesa una semplice organizzazione,
- ist die Kirche nur eine Organisation,
- l'autorità un dominio,
- ist die Autorität eine Beherrschung,
- la missione una propaganda,
- ist die Mission eine Propaganda,
- il culto una semplice evocazione,
- ist die Liturgie eine Bemühung des Menschen,
- la condotta cristiana una morale da schiavi,
- ist die christliche Lebensgestaltung eine Sklaven-Moral.

MA IN LUI
ABER IM HEILIGEN GEIST
- il cosmo vienne risollevato e geme nel travaglio del Regno,
- wird die Schöpfung verklärt und stöhnt unter der noch ausstehenden Vollendung des Gottesreiches,
- il Cristo risuscitato è vicino a noi,
- ist der auferstandene Christus uns nahe,
- il Vangelo diventa potenza di vita,
- wird das Evangelium zu einer lebendigen Kraft,
- la Chiesa significa comunione trinitaria,
- bezeichnet die Kirche die dreifaltige Gemeinschaft,
- l'autorità un servizio liberatore,
- wird die Autorität zu einem Dienst der Befreiung,
- la missione una Pentecoste,
- wird die Mission zu einem pfingstlichen Ereignis,
- la liturgia un memoriale e un'anticipazione,
- wird die Liturgie zu einer wirkmächigen Gedächtnisfeier und zu einer Vorwegnahme der Vollendung,
- l'agire umano vienne divinizzato.
- wird das Handeln des Menschen vergöttlicht.

(Patriarch Athenagoras I)

Sonntag, 3. Juli 2011

35 Gründe, nicht zu sündigen

Beim Surfen in einem italienischen freikirchlichen Radiosender (www.evangelo.it) fand ich diese eindrucksvolle Sammlung.
Ich halte sie für nützlich.
Ich möchte sie euch im Original und in meiner Übersetzung nicht vorenthalten:

1. Perché un piccolo peccato apre la porta ad un altro peccato.
1. Weil eine kleine Sünde die Tür für eine andere Sünde öffnet.

2. Perché il mio peccato attira la disciplina di Dio.
2. Weil meine Sünde die Strafe Gottes nach sich zieht. (So die wörtliche Übersetzung. Aber: Wenn wir von Strafe reden, dann tun wir das aufgrund unserer menschlichen Erfahrung: wir hatten etwas "ausgefressen" und deswegen wurde uns eine Strafe auferlegt. Genau das tut Gott nicht; diese sog. Strafen sind keine Bestrafungen, sondern die inneren Folgen der von uns gesetzten Taten.)

3. Perché il tempo speso nel peccare è sprecato per sempre
3. Weil die Zeit, die wir für das Sündigen aufgewandt haben, für immer verloren ist.

4. Perché il mio peccato non compiace mai ma addolora il Signore che mi ama.
4. Weil meine Sünde niemals meinem Herrn gefällt, sondern ihn betrübt, der mich liebt.

5. Perché il mio peccato pone un grande peso sui miei responsabili spirituali.
5. Weil meine Sünde mein geistliches Leben beschwert.

6. Perché nel tempo il mio peccato avvilisce il mio cuore.
6. Weil mit der Zeit meine Sünde mein Herz beschwert.

7. Perché faccio quello che non devo fare.
7. Weil ich dann etwas tue, was ich nicht tun soll.

8. Perché il mio peccato sminuisce ciò che sono.
8. Weil meine Sünde das vermindert, was ich bin.

9. Perché gli altri, inclusa la mia famiglia, soffrono le conseguenze del mio peccare.
9. Weil die anderen, einschließlich meine Familie, unter den Folgen meiner Sünde leiden.

10. Perché il mio peccato rattrista mio fratello in Cristo.
10. Weil meine Sünde meinen Bruder in Christus betrübt.

11. Perché il mio peccato rallegra i nemici di Dio.
11. Weil meine Sünde die Feinde Gottes erfreut.

12. Perché il peccato mi fa credere di averci guadagnato qualcosa mentre in realtà ho solo perso.
12. Weil die Sünde mich glauben lässt, etwas gewonnen zu haben, während ich doch in Wirklichkeit nur verloren habe.

13. Perché il peccato mi allontana dalla possibilità di svolgere compiti di responsabilità spirituale.
13. Weil die Sünde mich von der Möglichkeit abhält, meine geistliche Verantwortung wahrzunehmen.

14. Perché i cosiddetti benefici del mio peccato non potranno mai superare le conseguenze della disubbidienza.
14. Weil die sog. Vorteile der Sünde niemals die Folgen meines Ungehorsams ausgleichen können.

15. Perché pentirsi del peccato commesso è un processo doloroso, eppure devo pentirmi.
15. Weil die Reue über die begangene Sünde ein schmerzhafter Prozess ist, und dennoch muß ich bereuen.

16. Perché il peccato è un piacere molto breve che produce una perdita eterna.
16. Weil die Sünde nur einen kurzfristigen Genuß verschafft, aber einen ewigen Verlust nach sich zieht.

17. Perché il mio peccato può indurre anche altri a peccare.
17. Weil meine Sünde auch andere zur Sünde verführen kann.

18. Perché il mio peccato può escludere altri dal conoscere Cristo.
18. Weil meine Sünde andere von der Erkenntnis Jesu Christi ausschließen kann.

19. Perché il peccato non dà peso alla croce, sulla quale Cristo è morto per cancellare il mio peccato.
19. Weil die Sünde nicht das Kreuz würdigt, an dem Christus gestorben ist, um meine Sünde auszulöschen.

20. Perché è impossibile peccare e seguire lo Spirito Santo allo stesso tempo.
20. Weil es unmöglich ist, zu sündigen und gleichzeitig dem Heiligen Geist zu folgen.

21. Perché Dio non adempie le preghiere di chi alimenta il proprio peccato.
21. Weil Gott nicht das Gebet dessen erhört, der fortwährend seine Sünde vermehrt.

22. Perché il peccato danneggia la mia testimonianza e disonora l’Evangelo.
22. Weil die Sünde mein lebensmäßiges Zeugnis (für den Herrn)unglaubwürdig mach und das Evangelium verunehrt.

23. Perché altri ancor più seri di me sono stati distrutti dal peccato.
23. Weil andere Menschen, die schon viel weiter auf ihrem geistlichen Weg vorangeschritten waren, durch die Sünde zugrundegegangen sind.

24. Perché sia gli abitanti del cielo sia quelli dell’inferno potrebbero testimoniare dell’insensatezza del peccato.
24. Weil sowohl die Bewohner des Himmels wie auch die der Hölle die Torheit der Sünde bezeugen können.

25. Perché il peccato e la colpa possono ferire sia la mente sia il corpo.
25. Weil die Sünde und die Schuld sowohl die Seele als auch dem Körper schaden. (Hier möchte ich die biblisch-christliche Anthropologie der Katholischen Theologie einbringen: Durch unsere Sünde verunstalten wir unsere Seele, nicht den Geist -la mente.)

26. Perché i peccati insieme al servizio mi rendono un ipocrita.
26. Weil alle Sünden zusammengenommen mich zu einem Heuchler machen.

27. Perché soffrire per il peccato non dà né gioia né ricompensa, mentre soffrire per la giustizia dà entrambi.
27. Weil das Leiden aufgrund der Sünde weder Freude noch Belohnung schenkt, während das Leiden wegen der Gerechtigkeit beides gewährt.

28. Perché il mio peccato vuol dire commettere adulterio con il mondo.
28. Weil meine Sünde immer eine Angleichung an die "Welt" ist.

29. Perché, anche se perdonato, rivedrò questo peccato nel giorno del Giudizio quando saranno applicate la perdita e il guadagno delle ricompense eterne.
29. Weil - auch wenn sie vergeben ist - ich diese Sünde am Tag des Endgerichtes wieder sehen werde, wenn es um die ewige Vergeltung gehen wird.

30. Perché non saprò mai prima del tempo quanto può essere severa la disciplina che dovrò subire a causa del mio peccato.
30. Weil ich niemals vor der Zeit wissen kann, wie schwer die Strafe sein wird, die ich für meine Sünde werde erleiden müssen.

31. Perché il mio peccato può essere l’indicazione di uno stato di sviamento.
31. Weil meine Sünde ein Aufweis meines Abweges sein kann.

32. Perché peccare vuol dire non amare Cristo.
32. Weil "sündigen" soviel bedeutet wie "Christus nicht lieben".

33. Perché la mia riluttanza nel rigettare il peccato gli conferisce un’autorità su di me più grande di quanto possa immaginare.
33. Weil ich durch meine Trägheit im Kampf gegen die Sünde eben jener Sünde eine Macht über mich verleihe, die größer ist, als ich mir vorstellen kann.

34. Perché il peccato glorifica Dio soltanto quando è da Lui giudicato e lo trasforma in bene, non perché valga qualcosa di per sé.
34. Weil die Sünde nur insofern Gott verherrlicht, wenn sie von Gott gerichtet und von ihm zum Guten gewandt wird, nicht aber weil die Sünde schon in sich einen Wert hätte.

35. Perché ho promesso a Dio che sarebbe stato il Signore della mia vita.
35. Weil ich Gott (in der Taufe) versprochen habe, dass er der Herr meines Lebens sein soll.

Freitag, 10. Juni 2011

Meine letzte Predigt vor meiner Abreise nach Rom

Am Mittwoch, 1. Juni, dem Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt, habe ich in der Kirche Heilig Geist in München die Messe mit Predigt gehalten.
Das Video mit meiner letzten Predigt vor meiner Abreise nach Rom finden Sie auf

www.EsGibtMehr.TV

(Deeplink:
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Donnerstag, 2. Juni 2011

Abschied und Neuaufbruch

Liebe Freunde!

Der Abtprimas der Benediktinischen Konföderation, Notker Wolf OSB, hat meinen Erzabt von St. Ottilien, Jeremias Schröder OSB, gebeten, mich als einen zweiten Sekretär an seiner Kurie in Rom www.santanselmo.net zur Verfügung zu stellen, und mein Erzabt hat diese Bitte an mich weitergereicht.

Was war vorausgegangen? Anfang des Jahres hatte der Abtprimas einen seiner Sekretäre für eine andere Aufgabe freigeben müssen, so daß die deutschsprachige Sektion im Sekretariat unbesetzt war, die ich nun übernehmen soll.

Warum ich? Zwei Gründe mögen ihn bewogen haben, dabei an mich zu denken: zum einen, nach meiner ersten Profeß hatte ich eine Spezialausbildung in Sant’Anselmo gemacht (1989-1991), zum anderen war ich einige Jahre sein „Hilfs-Sekretär“, als er noch Erzabt von St. Ottilien war.

Diese Bitte durch meine rechtmäßigen kirchlichen Oberen höre ich im Licht des Wortes Gottes und denke an Abraham, der von Gott den Ruf vernahm: Zieh weg aus deinem Land, von deiner Verwandtschaft und aus deinem Vaterhaus, und der diesem Ruf folgte (Genesis 12,1.4); so habe ich dieser Bitte entsprochen.

Einerseits fühle ich mich durch diese neue Aufgabe, dem Orden zu dienen und mein Heimatkloster St. Ottilien in Rom vertreten zu dürfen, und durch das in mich gesetzte Vertrauen geehrt, anderseits weiß ich aber auch, wie viele Menschen und Aufgaben ich hier zurücklasse. Jedoch als Missionsbenediktiner mache ich mich gerne auf den Weg. Es ist ein Aufbrauch und ein Neuanfang, und dem wohnt immer ein Zauber inne.

Meinen neuen Dienst in der Zentrale des Benediktinerordens, der zunächst für zwei Jahre vorgesehen ist, soll ich möglichst bald beginnen. Montag nach Pfingsten werde ich nach Rom übersiedeln.

So verbleibe ich mit priesterlichen Segenswünschen
Euer Pater Willibrord

Donnerstag, 26. Mai 2011

"Nun singt dem Herrn ein neues Lied"

Predigt am 5. Sonntag der Osterzeit
22. Mai 2011, Konventamt in St. Ottilien

Liebe Christen!

Sieben Wochen gehen wir in der Osterzeit.
Es braucht Zeit, um das Ostergeheimnis zu ergehen.
Viele Lieder in unserem Gotteslob besingen und entfalten das Ostergeheimnis.
Heute möchte ich versuchen, das Lied unter der Nummer 220 ein wenig zu erschließen.

1. Das ist der Tag, den Gott gemacht,
der Freud in alle Welt gebracht.
Es freu sich, was sich freuen kann,
denn Wunder hat der Herr getan.

Das ist der Tag, den Gott gemacht. Das ist der Ostertag. Und dieser Tag hat die Länge von 50 Tagen. Sieben Wochen feiern wir Ostern.
Jede Woche hat sieben Tage. 7 x 7 = 49. Aber das reicht immer noch nicht. Da muß noch ein Tag drauf. Dann haben wir 50 Tage. 50 heißt auf Griechisch: Pentekoste, das klingt wie Pfingsten.
Und tatsächlich: Pfingsten ist der 50. Ostertag.
Was ist das für ein Tag? Es ist der erste Tag der Woche, jedenfalls nach dem Zeugnis des Neuen Testamentes. Da lesen und hören wir: Am ersten Tag der Woche kamen die Frauen zum Grab.
Der Freitag war der Todestag Jesu.
Der folgende Tag war Sabbat, der letzte Tag der jüdischen Woche;
Dieser Tag entspricht unserem Samstag. Das war der Tag der Grabesruhe Jesu.
Und am ersten Tag der neuen jüdischen Woche kamen die Frauen zum Grab und hatten die Erscheinung des Engels. Sie erhielten die Botschaft von der Auferweckung Jesu und den Auftrag, dies seinen Jüngern zu verkünden. Das ist der Ursprung unserer jährlichen und unserer sonntäglichen Osterfeier. Jeden Sonntag Ostern feiern.

„Denn Wunder hat der Herr getan.“ Wer ist dieser Herr?
Das ist der Gott Vater, der sich dem Moses im brennenden Dornbusch unter dem Namen Jahwe offenbart hatte.
Und um welches Wunder handelt es sich?
Das Wunder der Auferweckung Jesu.
Dieses Wunder feiern wir an jedem Sonntag:
„Darum kommen wir vor dein Angesicht und feiern mit der ganzen Kirche den ersten Tag der Woche als den Tag, an dem Christus von den Toten erstanden ist.“
Das ist ein wichtiger Impuls für unser Leben:
Wir beginnen die Woche mit dem, was Gott schon getan hat. An diesem Tag, dem ersten Tag der Woche, können wir wirklich die Hände in den Schoss legen und erst mal ausruhen. Relaxen. Stressfrei. Weil Gott seinen Teil getan hat. Und das feiern wir am sonntäglichen Ostertag.
Am Montag, dem zweiten Tag der Woche und dem ersten Arbeitstag, fangen wir dann an.
Es blieb dem Europäischen Normenausschuß vorbehalten, diesen biblischen Sacherverhalt zu verkennen und den Montag als den ersten Tag der Woche zu erklären.

2. Verklärt ist alles Leid der Welt,
des Todes Dunkel ist erhellt.
Der Herr erstand in Gottes Macht,
hat neues Leben uns gebracht.

Verklärt ist alles Leid der Welt.
Das Leid der Welt ist da, millionenfach. Es wird weder negiert noch bagatellisiert. Es wird gesehen und wahrgenommen und ernstgenommen.
Aber das Leid ist nicht das Letzte und nicht das Einzige.
Es wird verwandelt. In der verwandelnden Macht Jahwes beginnt es zu leuchten, so wie die Wunden der Passion am verklärten Leib des Herrn auch nicht ausgelöscht werden. Sie bleiben. Der vom Vater auferweckte und verklärte und in die Herrlichkeit des Himmels erhöhte Herr Jesus Christus trägt immer noch die Zeichen seiner Passion an seinem verklärten Leib und zeigt sie immerfort dem Vater.

Das verwandelte Leid. Wieder ein Impuls, wie wir unser Leben verstehen:
Leid gibt es auch in unserem Leben. Wie damit umgehen? Leid vermeiden und lindern, wo immer dies uns möglich ist. Aber viel Leid bleibt. Wie damit umgehen?
Wir können unser Leid annehmen und im Blick auf die Passion des Herrn mit seinem Leid verbinden und es dem Vater anbieten, damit ER es zum Heil verwandeln kann – für uns und viele andere.

Der Herr erstand in Gottes Macht.
Das entspricht genau dem ältesten Zeugnis des Neuen Testamentes. Unzählige Male hören wir: Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs hat ihn, den ihr ermordet habt, auferweckt. Jesus ist auferweckt worden durch die Macht Gottes. Dieses Zeugnis wird angedeutet in der Liedzeile: Der Herr erstand in Gottes Macht.

Und: hat neues Leben uns gebracht.
Ein Leben, das völlig anders ist als jenes Leben, welches wir von Natur aus haben.
Ein Leben, welches unser natürliches Leben unendlich übersteigt, welches einer anderen Wirklichkeit und einer anderen Dimension angehört, ein unzerstörbares Leben, welches weder gemindert wird noch in seiner Qualität abnimmt. Eben ein ewiges Leben.
Ein Leben, wonach sich jeder Mensch sehnt und welches so viele Religionen, Personen, Ideologien, Systeme und esoterische Theorien und Praktiken zwar versprechen, aber nicht vermitteln können.

Dieses unvergängliche, unzerstörbare, ewige Leben ist der ganzen Menschheit aller Orten und aller Zeiten und jedem Menschen von Gott durch die Erlösung geschenkt und angeboten worden. Gratia gratis data. Free net. 0,0 cent.

3. Wir sind getauft auf Christi Tod
und auferweckt mit ihm zu Gott.
Uns ist geschenkt sein Heil’ger Geist,
ein Leben, das kein Tod entreißt.

Das ist es. Das Sakrament der Taufe.
Zu Beginn dieser Eucharistiefeier haben wir gebetet:
“Gott, unser Vater,
du hast uns durch deinen Sohn erlöst und als deine geliebten Kinder angenommen.“
In der Taufe hat Gott uns alles geschenkt:
• sein göttliches, ewiges, unzerstörbares Leben;
• er hat einen Bund mit uns geschlossen, den ER niemals brechen wird;
• er hat uns die Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe geschenkt;
• er hat uns 100 % Heiligen Geist geschenkt.

Das alles hat Gott uns in der Taufe geschenkt. Wir müssen die Taufgnade annehmen: Dem Heiligen Geist erlauben, in uns zu wirken; eine persönliche Entscheidung treffen. Das geschieht in der Firmung. In der Firmung wird uns nicht der Heilige Geist geschenkt. Den haben wir schon in der Taufe empfangen. Sondern:

Die Firmung ist das Sakrament der Mündigkeit. Da können wir die persönliche Taufentscheidung nachholen. In der Firmung wird der Heilige Geist freigesetzt, und wir werden für einen Dienst in der kirchlichen Gemeinschaft gestärkt und ausgerüstet. („Abschiedsfest“)

Und wir sind jetzt schon auferweckt. Wir leben jetzt schon das ewige Leben. Wir können nicht sterben. Der Heilige Geist ist das Leben, das kein Tod entreißt.
Das ist genau das Thema des Johannesevangeliums.
In der 50tägigen Osterzeit hören wir jeden Tag einen Abschnitt aus dem Johannes-Evangelium.
Immer wieder versichert uns der johanneische Christus: Wer an mich glaubt, hat jetzt schon das ewige Leben.
Wer an mich glaubt, wird nicht sterben.

4. Wir schauen auf zu Jesus Christ,
zu ihm, der unsre Hoffnung ist.

In dieser Liedstrophe klingt das Mysterium der sog. „Himmelfahrt“, der Erhöhung des Herrn an.
Im Schlussgebet der Messe am Fest Christi Himmelfahrt werden wir beten: „Lenke unser Sinnen und Verlangen zum Himmel, wo Christus als Erster der Menschen bei dir ist.“

Wir sind die Glieder, er das Haupt,
erlöst ist, wer an Christus glaubt.

In dieser Liedstrophe begegnet uns der hl. Paulus.
Er beschreibt das Mysterium Christi und der Kirche mit dem Bild des Leibes: Christus ist das Haupt des Leibes, und wir Getauften sind die Glieder dieses Leibes. Und Haupt und Glieder zusammen und gemeinsam bilden den Leib Christi, und das ist die Kirche.

Und das ist die Heiligkeit der Kirche. Und alle Sünden der Glieder der Kirche, der Laien und der Priester, die Sünden, die global offensichtlich geworden sind, können niemals diese Heiligkeit der Kirche mindern. Wohl aber verdunkeln sie das Erscheinungsbild der Kirche in der Welt und ihre Glaubwürdigkeit und ihre Wirksamkeit. Das sind die hausgemachten Probleme der Kirche. Und die haben wir gemacht. Das ist unsere Schuld, und das verlangt Erkenntnis und Reue und Umkehr.

Erlöst ist, wer an Christus glaubt.
Heute haben wir im Tagesgebet gebetet: Sieh voll Güte auf alle, die an Christus glauben, und schenke ihnen die wahre Freiheit und das ewige Erbe.

Christus sagt heute im Evangelium: Glaubt an Gott, d. h.: glaubt an mich.
Christus präsentiert sich heute als der Weg, die Wahrheit und das Leben.
Er ist der Weg zum Vater, weil er uns vereinigt mit seiner Hingabe an den Vater.
Er ist die Wahrheit, weil er sich uns zu erkennen gibt und weil er immer tiefer unsere Herzen durchdringt durch das verkündete und gehörte Wort Gottes.
Er ist das Leben: uns gegeben am Tisch der Eucharistie.
Christus ist der Weg zum Vater, weil er die Wahrheit ist. Er ist das Bild des Vaters in der Welt. Und er ist das Leben für den, der an ihn glaubt.

An Christus glauben: eine tiefe Beziehung zu ihm haben.
Ihm das ganze Leben anvertrauen und übergeben.
Eine andere Hoffnung gibt es nicht.

5. Nun singt dem Herrn das neue Lied,
in aller Welt ist Freud und Fried.

Das neue Lied, seit 2000 Jahren in den Charts: das ist das Halleluja. Eine Zusammensetzung aus Hallelu – Lobt!
Und der Kurzform von Jah-we.
Also: Lobt Gott! Durch diese 50 Tage erklingt es immer wieder. Hallelu-Jahwe.

In aller Welt ist Freud und Fried. – Stimmt das? Wenn man der Tagesschau und den Tagesthemen glaubt, dann stimmt das so nicht. Wie aber dann?
In aller Welt ist Freud und Fried insofern als die Welt mit dem erfüllt ist, was Gott getan hat: nämlich das Wunder der Auferweckung Jesu.
Dieses Geschehen ist nun einmal in die Weltgeschichte hineingeschrieben. Und keine Macht der Welt und der Unterwelt kann das auslöschen oder ungeschehen machen. Die Welt ist verändert. Aber sie erkennt das noch nicht und lebt das noch nicht. Nicht die Welt, besser gesagt: die einzelnen Menschen, und auch wir.

Es freu sich, was sich freuen kann,
denn Wunder hat der Herr getan.

Wenn es Freude und Friede ist der Welt gibt, dann nicht deswegen, weil wir das auf die Reihe kriegen. Das ist ja alles so schrecklich brüchig.
Sondern weil der Herr-Gott DAS Wunder getan hat. Deinen Tod, o Jesus, verkünden wir, und deine Auferstehung preisen wir. Jetzt. Bis du kommst in Herrlichkeit.

Sonntag, 10. April 2011

Predigt am Fünften Sonntag der österlichen Busszeit (A)

Fünfter Sonntag der Osterzeit (Lesej. A, am 10. April 2011)
Klosterkirche St. Ottilien

Liebe Brüder und Schwestern,
Wir gehen auf Ostern zu. Ostern ist der Tauftermin schlechthin. Für uns, die wir schon alle getauft sind, wird es darum gehen, in der Feier der Osternacht unser Taufversprechen zu erneuern.
Die Liturgie der Kirche bereitet uns darauf vor:
• Jesus, die Quelle des lebedigen Wassers (3. Sonntag)
• Jesus, das wahre Licht (4. Sonntag)
Die Themen der vergangenen Sonntage kommen zusammen in der heutigen Sonntagsfeier:
Christus schenkt das Leben dem, der an ihn glaubt.
Die drei Evangelien unterstreichen ein und dieselbe Realität:
Nur die Kraft des Heiligen Geistes
• läßt die Hoffnung aufkeimen,
• löst die Bande des Todes,
• schenkt das Leben in Fülle.
Der Mensch ist ohnmächtig vor der Macht des Todes. Zeugnis davon gibt die Klage der Exilierten in Babylon: „Ausgetrocknet sind unsere Gebeine, unsere Hoffnung ist untergegangen, wir sind verloren“ (Ez 37,11).
Und Gott antwortet auf diese Klage seines Volkes: „Ich öffne eure Gräber, ich hole euch aus euren Gräbern herauf. Ich hauche euch meinen Geist ein.“ Sie werden den Herrn erkennen. Das Volk wird eine Erfahrung seiner Leben schaffenden Macht machen (1. Lesung).

„Leben“ ist ein Schlüssel-Wort des Johannes-Evangeliums.
Christus ist das Leben. Der Mensch, der sein Wort aufnimmt, der mit seiner Person verbunden ist: - der steht nicht mehr unter der Macht des Todes. Jesus zeigt dies in der Auferweckung des Lazarus: ein prophetisches Zeichen seiner eigenen Auferstehung.
Es sind mehrere Akteure in dieser Szene: Maria, Marta, die Jünger, die Juden.
Jesus führt diese Personen an,
• einen Glaubensschritt zu tun
• in Seinem Handeln – die Offenbarung des lebendigen Gottes zu erkennen.
Wer diesen Glauben hat, der besitzt schon jetzt dieses Leben, welches offenbar wird bei der endgültigen Auferstehung der Toten bei der Vollendung der Zeiten.
In der Präfation bekennen wir von Christus: „Er hat Erbarmen mit uns Menschen und führt uns zum neuen Leben durch die österlichen Sakramente“.
Im Schlußgebet bitten wir den Vater: „Laß uns immer lebendige Glieder Christi bleiben.“
In der Auferweckung des Lazarus erkennen wir das prophetische Zeichen für das Mysterium, welches in der Taufe an uns geschehen ist und welches sich erneuert, wenn wir unser Taufversprechen erneuern.
Christus hat den Lazarus herausgerufen.
So ruft die Kirche dem gefallenen Sünder zu: Lazarus, komm heraus!
Das geschieht im Sakrament der Versöhnung.
Christus und die Kirche fordern auf: Bindet ihn los und laßt ihn gehen!
Die Bande und Fesseln der Sünde fallen durch das Wort der Kirche.
Wenn sie mit Christus betet für den durch die Ursünde gefallenen Menschen. Und dieses Gebet schenkt dem Menschen diese Befreiung, indem sie ihn in das Wasser der Taufe hineintaucht.
Die Auferweckung des Lazarus ist auch ein Zeichen für die neue Schöpfung und für den neuen Bund, vorausgesagt durch Ezechiel:
Jesus erbebt und schaudert vor der vom Menschen zerstörten ersten Schöpfung: zerrüttet durch die Unordnung, zerstört durch die Todverfallenheit.
Seine Passion, sein Tod und seiner Auferstehung (das Werk des Heiligen Geistes): das verkündet ihn als den Herrn über den Tod und als den Herrn des Lebens.
Wir müssen das heutige Evangelium österlich lesen. Dann ist es prophetisch und aktuell für uns. Denn wir werden neugeboren durch den Geist Jesu Christi. Dann sind wir vom Geist bestimmt, da ja der Geist Gottes in uns wohnt (2. Lesung).
Und wenn wir neugeboren sind, dann sind wir auch aufgerufen, dem Heiligen Geist gemäß zu leben. Das ist unsere neue Existenz, eine neue Seinsweise, ein neues Leben.
(Eine Wahl für das Leben)
Der lebendige Gott hat in Jesus seine siegreiche Macht über den Tod gezeigt. Der Getaufte ist eingegliedert in Christus – durch das Werk des Heiligen Geistes. Wir leben eine Symbiose: Christus mit uns und wir mit ihm. Diese Symbiose macht uns zu Befürwortern und Liebhabern des Lebens.
„Wer vom Fleisch bestimmt ist, kann Gott nicht gefallen“ (2. Lesung).
Das „Fleisch“ – und das ist der in sich selbst verschlossene Mensch, der Feind Gottes, unzugänglich für die Not der Mitmenschen – das „Fleisch“, dieser Typ von Mensch – der kann nur Tod hervorbringen und von einer unheilvollen Macht zehren.
Der Kampf zwischen Leben und Tod – steht vor unser aller Augen.
Einerseits trägt der Mensch den Keim der Unsterblichkeit in sich.
Andererseits trägt der Mensch einen mysteriösen Instinkt zum Tode in sich. Wenn Ideologien, Interessen, Mißbrauch von Religion sind in Haß und Gewalt verwandeln, dann spüren wir, wie sich eine Atmosphäre des Tode ausbreitet. Unsere Kultur zeigt ihre versteckte Tragik dort, wo immer das Leben gedemütigt und im Keim erstickt wird: im Terrorismus, im Geschäft mit den Waffen, im Geschäft mit den Drogen, in den Schreibtischtätern, die glauben unschuldig zu sein und andere die Drecksarbeit machen lassen, in der Zerstörung des Lebens schon im Mutterschoß, in der Vernachlässigung der Kinder, im Abschieben der Alten und Unproduktiven… Und auch in den zwischenmenschlichen Beziehungen: die Gewalt mit den Worten, im Verrat der ehelichen Liebe und der Freundschaften: diese stummen, aber feindseligen Aktionen sind Attentate gegen das Leben.
Die Kirche und ihre Liturgie gehen ganz realistisch mit der Realität des Bösen um:
Bei der Gabenbereitung werden wir Gott bitten: Stärke uns zum Kampf gegen das Böse.
Wer und was sind wir? Getaufte! Eingewurzelte in und Verwachsene mit Christus: Er ist DAS Leben der Welt. Und wir in Symbiose mit ihm.
Darum sind wir eigentlich Promotoren des Lebens. Das ist unsere Begnadung kraft der Taufe: Promotoren des Lebens zu sein.
Und das ist unsere Berufung: Promotoren des Lebens immer mehr zu werden. Wenn wir das Leben, dann bringen wir die Geschichte ihrer himmlischen Vollendung entgegen.
Im Gabengebet beten wir: Du hast uns zum Zeungnis eines christlichen Lebens berufen.
Es gibt Stimmen, die behaupten, daß unsere Zivilisation immer rascher in die Dekadenz und in die Verzweiflung hineinläuft.
Mag sein.
Die christliche Hoffnung sagt etwas anderes: Die christliche Hoffnung richtet sich auf eine Neue Welt. Warum?
Es gibt nur einen Grund dafür. Die Macht unseres lebendigen Gottes hat sich endgültig gezeigt in der Auferweckung Jesu.
Wir feiern Eucharistie. Wir feiern ein Leben, das sich uns geschenkt hat. Und die Eucharistie kann ihre Kraft in uns entfalten. Wenn wir sie in uns aufnehmen. Und das ist mehr als nur „kommunizieren“. Die Eucharistie kann ihre Kraft in uns entfalten, wenn wir wie – wie Christus – Brot werden für die Welt und uns – wie er – zerbrechen lassen.

Donnerstag, 7. April 2011

Kontemplative Exerzitien: 18.-22.7.2011

JESUS: „Liebe mich, so wie du bist!“
Kontemplative Einzelexerzitien für Fortgeschrittene – ohne Vorträge.
In der Stille und im Schweigen vor dem eucharistischen Christus da sein.
Leitung: Pater Willibrord Driever OSB
Inhalt:
• In der Stille und im Schweigen wollen wir uns der Gegenwart des eucharistischen Christus aussetzen und uns seinem Wirken in unserer Seele öffnen. Diese Exerzitien sind ausgerichtet auf den persönlichen Weg des einzelnen.
Methode:
• Schweigeexerzitien – keine Vorträge; auch kein Yoga, kein Zen, kein Qi Gong, kein T’ai-Chi, keine Eutonie
• Die Teilnehmer sind in ihrer persönlichen Gebetszeit (vier mal eine Stunde) vor dem eucharistischen Herrn,
• Einzelexerzitien mit Gemeinschaftselementen.
Teilnehmer:
• Erwachsene, Jugendliche, Verheiratete, Ledige, Geschiedene, Verwitwete, Priester, Ordensleute…, die schon auf einem Glaubensweg sind.
Elemente:
• durchgängiges Schweigen,
• Morgenlob und Psalmen-Meditation für das persönliche Beten,
• 4 mal eine Stunde persönliche Gebetszeiten vor dem ausgesetzten Allerheiligsten,
• täglich ein halbstündiges Begleitgespräch, dabei auch Beichtgelegenheit,
• Heilige Messe,
• Möglichkeit zur Teilnahme am Chorgebet in der Klosterkirche.
Voraussetzungen:
• Erfahrung mit Exerzitien,
• psychologisch stabil, emotional ausgeglichen
Besondere Bemerkungen:
• Im Blick auf die besondere Atmosphäre ist es notwendig, daß die Teilnehmer vor Beginn des Kurses eintreffen und erst nach dem Ende des Kurses abreisen: also kein verspätetes Eintreffen und kein vorzeitiges Abreisen!
• Keine Tagesgäste, Teilnahme ist nur mit Übernachtung möglich.
• Teilnahme nur nach vorheriger Kontaktaufnahme mit P. Willibrord
• Maximale Teilnehmerzahl liegt bei 14

Samstag, 19. März 2011

Wussten Sie schon, dass die "Sonntage der Fastenzeit" zwar in der FastenZEIT liegen, aber keine FastenTAGE sind?

Wieso 40 Tage?



Wenn man die Leute fragt, wann die Fastenzeit beginne und wann sie ende, dann kommt die Antwort: Von Aschermittwoch bis Ostern. Oftmals gibt es auch noch ein Bewußtsein von der 40tägigen Fastenzeit.



Von Aschermittwoch bis Ostern (ausschließlich) sind es aber 46 Tage.



In den Gebeten zur Segnung der Asche am Aschermittwoch heißt es:
„Hilf uns, die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen, damit wir das heilige Osterfest mit geläutertem Herzen begehen.“



Richtig ist, dass die Österliche Busszeit, die sog. Fastenzeit, zwar am Aschermittwoch beginnt, aber vor den „Drei österlichen Tagen vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn“ endet: also vor dem Österlichen Triduum, wobei dieses am Vorabend des Karfreitags, am Gründonnerstag, beginnt. Am Karfreitag und Karsamstag gilt ein zweitägiges Trauerfasten.



Ursprünglich begann die Fastenzeit am Ersten Fastensonntag und endete – wie auch heute noch – mit dem Beginn des österlichen Triduums. Vom Ersten Fastensonntag bis zum Gründonnerstag sind es 40 Tage.

Biblische Vorbilder

Jesus fastete (Mt 4,2; Lk 4,1f)

Mose: 40 Tage auf dem Sinai (Ex 34,28)

Elija auf dem Weg zum Berg Horeb (1 Könige 19,8).



ABER: die Sonntage sind keine FASTENtage. Am Sonntag (Tag der Auferstehung) fastet man nicht. Auch nicht an den sechs Sonntagen der Fastenzeit. Es blieben also nur 34 Fastentage.

So suchte man die wirklichen Fastentage auf 40 zu erhöhen.

Wie?

Man löste den Karfreitag und den Karsamstag aus dem Österlichen Triduum und zählte sie zu den 34 Fastentagen und erhielt somit 36 Fastentage.

Bald bezog man die vier Werktage vor dem ersten Fastensonntag in die Fastenzeit ein und gelangte so zum Aschermittwoch als dem Beginn der Fastenzeit.

Ein Einführung zum Evangelium des 2. Fastensonntages (Lesejahr A)

Er wurde vor ihren Augen verwandelt; sein Gesicht leuchtete wie die Sonne.

Die Geschichte von der Verklärung Jesu ist das Gegenstück zur vorausgegangenen Leidensweissagung. Sie folgt unmittelbar auf die Forderungen Jesu: auch der Jünger muß sein Leben einsetzen für seinen Meister. Er, der "geliebte Sohn", wird durch Leiden und Tod hindurch seinen Weg vollenden; damit ist auch für den Jünger der Weg vorgezeichnet. Die Jünger, die sich zu Jesus als dem Christus bekannt haben, sollen wissen, welches der Weg Jesu und auch ihr eigener Weg sein wird.
Jesus ist der Menschensohn, der leiden, sterben und auferstehen wird, und er ist der künftige Herr in der Herrlichkeit Gottes. Über seine Herrlichkeit belehrt Jesus die Jünger nicht durch Worte, die ja doch unverständlich bleiben müßten, sondern durch eine Erscheinung, die die Zukunft vorausnimmt, durch eine Offenbarung, in der durch Sehen und Hören die verborgene Würde Jesu enthüllt wird.
Jetzt begegnen sie dem Herrn auf dem "heiligen Berg", um ihn als den zu bezeugen, in dem das Gesetz und die Propheten sich erfüllen. Die Verklärung versichert die Jünger darüber, daß Christus der Sohn Gottes ist, daß er die Erfüllung der Heilsgeschichte ist: darum erscheinen Mose und Elija als die Vertreter des Gesetzes und der Propheten des Alten Bundes. Mose und Elija, die Männer, denen Israel seinen Glauben verdankt, hatten beide auf dem Sinai ihre große Gottesbegegnung.
Der Lichtglanz (shekina), in dem Jesus erscheint, war im Alten Bund das Zeichen der Gegenwart Jahwes im Heiligen Zelt. Wenn Jesus nun im Lichtglanz Gottes erscheint, dann erkennen wir daran: Jesus ist das wahre Zelt Gottes und in ihm ergeht das Wort Gottes.
Mose und Elija entschwinden. Das heißt: in Zukunft ist Jesus allein der, auf den die Jünger hören sollen.
Diese kurzen Augenblicke der Verklärung lassen das Geheimnis der Person Jesu aufleuchten, welches unter seiner Menschheit verborgen ist - machen aber auch seinen Weg in die Passion noch unverständlicher. Die Kraft, die wir für unseren Weg der Nachfolge brauchen, besteht im und erhalten wir durch unser Hören auf Christus: Auf IHN sollt ihr hören! Dem Vater gehorchen und unseren Weg im Glauben gehen: das bedeutet: Auf Christus hören.

Freitag, 18. März 2011

Jesus und Jona

Heilige Messe am 17. März 2011
(Gebetskreis Coenacolo)
Heilig-Geist-Kirche München
Mittwoch der 1. Fastenwoche
Lesung: Jona 3,1-10
Evange: Lk 11,29-31

Zur Lesung
- Wort Gottes ruft nicht nur Jerusalem auf, sondern auch Ninive, nicht nur Kirche, sondern auch Welt.
- Die große Stadt: schuldig, …
- Strafgericht ansagen. Weder Fatalismus noch Willkür.
- Die Heiligkeit Gottes kann die Sünde nicht ertagen.
- Strafgericht: kondizioniert, bedingt, nicht schon beschlossen.
- Bekehrung der Niniviten: rasch und umfassend. Steht im Gegensatz zum Widerstand Israels gegen die Propheten und gegen Jesus.
- Kam aber nicht.
- War blamiert.
- Gott reute das Unheil, das er angedroht hatte.
- Läßt Gott sich umstimmen durch die Bekehrung und Buße der Menschen?
- Scheint so.
- Aber umgekehrt: daß Menschen umkehren – ist nur möglich, weil Gott sich ihnen zukehrt, um sie zu retten.
- Gott reut das Unheil: d.h.: er bietet immer dem Sünder die Möglichkeit der Vergebung und neue Zukunft an.
- Jona ärgert sich. Warum?
- Weil er es nicht ertragen kann, daß Gott gnädig.
- Rede vom Zorn Gottes = Kehrseite seiner erbarmenden und rettenden Liebe.
- „Jona“: erinnert uns daran, daß wir uns nicht verschließen und denken: wir sind die Geretteten!, auch wenn es Verfolgung geben sollte.
- Wir Christen sind immer auserwählt, nicht um ein Privileg zu genießen, sondern um eines Dienstes willen: Wir sollen bezeugen, daß es ein HEIL gibt, daß Gott ALLEN anbietet.
- Fastenzeit: eine Einladung an uns, daß wir uns mal in die Lage von Ninive versetzen. Gott ist mitten unter uns und er gibt uns eine Zeit von 40 Tagen, um Buße zu tun.
- Die Bewohner von Ninive haben das Wort Gottes gehört und gehorcht, bekehrt.

Zum Evangelium
- Zuhörer fordern ein unübersehbares, unwiderlegbares Zeichen kosmischen Ausmaßes.
- Jeder Diskussion und jeden Zweifel beendet.
- Gott will uns nicht bekehren durch außergewöhnliche Zeichen, wo kein Widerstand mehr zu leisten wäre, in Mißachtung unserer Freiheit.
- Das ist nicht die Art Gottes: Mensch geworden, Diener der Menschen, um die antwortende Liebe der Menschen zu gewinnen + ihre freie Zustimmung.
- Was wäre das für ein Glauben? Zwingender Beweis für die Vernunft. Wäre kein Glauben. Im Sinne einer persönlichen Entscheidung.
- Darum: Jesus weist diese Forderung ab.
- Er gibt kein Zeichen. Er IST das Zeichen. So wie für Ninive der Prophet Jona das Zeichen war.
- Tod u Auferstehung Jesu = das endgültige Zeichen.
- Jesus ist das Zeichen. Gott gibt uns dieses Zeichen, in seiner menschlichen Verfassung. Jesus machte Gott präsent: sogar in seinem Tod, so sehr, daß der Vater ihn auferweckte. Das ist das Zeichen.
- Der reiche Prasser und der arme Lazarus. „Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, dann werden sie sich auch nicht bekehren, wenn einer von den Toten aufersteht“ (Lukas-Evagl.)
- Aber wer nicht dem Wort Jesu glaubt, der wird auch nicht dem Zeichen glauben.
- Der Glaube ruht nicht auf Wundern, sondern auf Vertrauen. Das verbindet uns mit Jesus.
- Das Wunder kann nur der wahrnehmen, der schon anfanghaft einen Glauben hat. (kann wachsen)
- Die Königin des Südens hatte die Weisheit Salomos angenommen. und die Niniviten hatten die Bußpredigt des Jona angenommen.
- Jesus gibt sie uns als Vorbild: als Beispiel für den Glauben und für die Bekehrung, nachzuahmen.
- Gewissensfrage: Lebe ich als Christ in der Welt wie ein Aufruf zur Bekehrung?

Donnerstag, 10. März 2011

Predigt am Aschermittwoch

Hl. Messe mit Gebetskreis Coenacolo
Aschermittwoch, 9. März 2011, 19 Uhr
Heilig-Geist-Kirche, München

Begrüßung, Einführung
Wir betreten den Weg der 40 Tage durch die Fastenzeit. Das Ziel ist Ostern. Eine Erinnerung, die die Gnade der Passion und des Todes unseres Herrn erneuert.
Es ist eine Zeit der Buße: d. h.: Umkehr, der Bekehrung, man kehrt um, dreht um auf seinem falschen Weg.
auch eine Zeit des Kampfes: gegen den bösen Feind.
Es ist eine Zeit der Befreiung: von der Sünde, die der Ursprung des Todes ist.
So wird unser Leben nach dem Bild des auferstandenen Herrn umgestaltet.

Das Vorbild der Fastenzeit ist das 40tägige Fasten Jesu in der Wüste.
- Seine Entscheidung: die Angriffe und Versuchungen des alten Feindes zurückzuschlagen.
- Sein Hören auf das Wort Gottes.

Die Fastenzeit erinnert uns auch an Moses. Nach einer 40tägigen Fastenzeit empfing er auf dem Berg die 10 Weisungen.

Wir haben das Evangelium. Unter seiner Führung wollen wir den Weg der Erneuerung in diesen heiligen 40 Tagen gehen.


Predigt

Erste Lesung: Joel 2,12-18
Zweite Lesung: 2 Kor 5,20-6,2
Evangelium: Mt 6,1-6.16-18


Liebe Gemeinde!

Zur Ersten Lesung
400 v. Chr. Heuschreckenplage, Land kahl gefressen, wie Wüste, sogar Opfer am Tempel waren nicht mehr möglich.
Tritt Prophet Joel auf:
- Er verlangt ein Fasten; denn Gott kann die Plage beenden.
- Dann deutet er die Heuschreckenplage als ein Vorzeichen für den Tag Jahwes, für das Gericht Gottes in der Endzeit.

Katastrophe ist nicht das letzte Wort Jahwes an sein Volk.
Auch jetzt besteht noch Möglichkeit, dass sich die Dinge wenden, daß Gott wieder Segen spendet.

Wendung der Unheilssituation – ist gebunden an die Wendung des Volkes, Umkehr.

Zeichen dafür: Fasten.
Aber mit Qualitätsmerkmal: aus ganzem Herzen, wahre innere Umkehr, gemeinsame Sache des ganzen Volkes.

Die Liturgie der Kirche bringt es man wieder auf den Punkt:
"Allmächtiger Gott, du siehst nicht auf unsere äußeren Werke, sondern auf das Herz.
Gib, dass wir mit reiner Gesinnung vollbringen, was wir in diesen vierzig Tagen an Buße und Verzicht auf uns nehmen" (Gabengebet, Freitag nach Aschermittwoch).

Zur Zweiten Lesung
Laßt euch mit Gott versöhnen!

Gott ändert sich nicht: kein Wechsel der Stimmungen; keine Änderung seiner Meinung oder des Verhaltens.

Nicht er muß versöhnt werden, gnädig gestimmt werden.
Sondern wir waren es: die Menschheit, die mit Gott in Feindschaft gegangen ist (Ur-Sünde). Wir waren nicht mit Gott versöhnt.
Gott tut etwas: er versöhnt die Welt mit sich.
Darum die Verkündigung: Versöhnungs-Tat ist geschehen durch Kreuz und Auferweckung Jesu!
Gott hat den Zustand der Menschheit verändert.
Wir, wir stehen nun in einem neuen Verhältnis zu Gott.
Das ist die NEUE Schöpfung, von der Paulus immer wieder spricht.

Diese Änderung muß in unser Leben eingehen. Durch persönliche Umkehr.
Jetzt müssen wir unsere Gesinnung und Haltung dieser neuen Situation entsprechend ändern.

Und das ist ein Aspekt der Fastenzeit.

Zum Evangelium
Fastenzeit als Hilfe, dass wir uns diese neue Situation bewußt machen.

Traditionelle Werke: Almosen, Fasten, Beten: immer diese drei.
Uralte Traditionen. Schon zur Zeit Jesu waren sie üblich; aber damals in ihrer Praxis pervertiert (Mt)

Almosen: als Werk der Gerechtigkeit. Man machte Werbung dafür, um die Wohltäter zu zwingen, ihre Versprechen einzulösen, und um zur Nachahmung anzueifern.

Gebet: war zur Zeit Jesu meist öffentlich, im Tempel oder in den Synagogen auf dem Land.

Fasten war in jüdischen Sekten beliebt. Sie machten mit dem Fasten Propaganda für ihre Ziele.

Die Gefahr bestand und besteht darin, dabei von den Leuten abhängig zu werden, von ihrer Meinung, Zustimmung, Anerkennung, Lob, Bewunderung. – Dann haben wir tatsächlich schon unseren Lohn erhalten.

Was will Jesus?
Er schafft diese drei Übungen nicht ab. Er setzt auch keine anderen Übungen an ihre Stelle.
Seine Ansicht zielt auf etwas anderes: Er will eine andere Gesinnung in uns wachrufen, eine andere Gesinnung, in der wir diese Werke tun sollen.

Welche Gesinnung?
Fasten: Die Demut vor Gott
Beten: Die Hoffnung
Almosen: die Liebe.

Eine ganz wunderbare Verheißung:
3x Dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.

Es geht also um eine liebevolle Beziehung: von uns zum Vater und vom Vater zu uns. Was wir aus Liebe zu Gott tun, das sieht er, und das wird er uns vergelten.

Wiederum aus der Liturgie der Kirche:
"Du mahnst uns in dieser Zeit der Buße zum Gebet und zu Werken der Liebe" (Präfation für die Fastenzeit I).

"Die Entsagung mindert in uns die Selbstsucht und öffnet unser Herz für die Armen" (Präfaton für die Fastenzeit III).

"Durch das Fasten des Leibes hältst du die Sünde nieder, erhebst du den Geist, gibst du uns die Kraft und den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus" (Präfation für die Fastenzeit IV).

Die ganze Fastenzeit ist ein einzige Lobpreis auf die unendliche Güte und Barmherzigkeit des himmlischen Vaters.
Der himmlische Vater ruft uns in seinem gekreuzigten Sohn zu sich zurück: uns, die wir gesündigt haben. „Gott hat die Welt mit sich versöhnt. Lasst euch mit Gott versöhnen.“
Damals Paulus, heute die Stimme der Kirche.
Fastenzeit ist die Zeit der Umkehr von der Traurigkeit zur Freude dieses neuen Zustandes, den Gott geschenkt hat.

Mittwoch, 2. März 2011

Wie lange dauert die Fastenzeit?

Wenn man die Leute fragt, wann die Fastenzeit beginne und wann sie ende, dann kommt die Antwort: Von Aschermittwoch bis Ostern. Oftmals gibt es auch noch ein Bewußtsein von der 40tägigen Fastenzeit.

Von Aschermittwoch bis Ostern (ausschließlich) sind es aber 46 Tage.

In den Gebeten zur Segnung der Asche am Aschermittwoch heißt es:
„Hilf uns, die vierzig Tage der Buße in rechter Gesinnung zu begehen, damit wir das heilige Osterfest mit geläutertem Herzen begehen.“

Richtig ist, dass die Österliche Busszeit, die sog. Fastenzeit, zwar am Aschermittwoch beginnt, aber vor den „Drei österlichen Tagen vom Leiden, vom Tod und von der Auferstehung des Herrn“ endet: also vor dem Österlichen Triduum, wobei dieses am Vorabend des Karfreitags, am Gründonnerstag, beginnt. Am Karfreitag und Karsamstag gilt ein zweitägiges Trauerfasten.

Ursprünglich begann die Fastenzeit am Ersten Fastensonntag und endete – wie auch heute noch – mit dem Beginn des österlichen Triduums.
Vom Ersten Fastensonntag bis zum Gründonnerstag sind es 40 Tage.
Biblische Vorbilder
Jesus fastete (Mt 4,2; Lk 4,1f)
Mose: 40 Tage auf dem Sinai (Ex 34,28)
Elija auf dem Weg zum Berg Horeb (1 Könige 19,8).

ABER: die Sonntage sind keine FASTENtage.
Am Sonntag (Tag der Auferstehung) fastet man nicht.
Auch nicht an den sechs Sonntagen der Fastenzeit.
Es blieben also nur 34 Fastentage.
So suchte man die wirklichen Fastentage auf 40 zu erhöhen.

Wie?
Man löste den Karfreitag und den Karsamstag aus dem Österlichen Triduum und zählte sie zu den 34 Fastentagen und erhielt somit 36 Fastentage.
Bald bezog man die vier Werktage vor dem ersten Fastensonntag in die Fastenzeit ein und gelangte so zum Aschermittwoch als dem Beginn der Fastenzeit.

Freitag, 18. Februar 2011

Zum Evangelium des 7. Sonntages im Jahreskreis: eine Einführung (A)

Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde!

Das Evangelium ist schon anspruchsvoll genug in Bezug auf das Gebot der Nächstenliebe; dies gilt übrigens auch für das Alte Testament.
Aber Jesus sagt darüberhinaus, daß man sogar die Feinde lieben solle und daß es genau diese Liebe sei, wodurch seine Jünger sich von den anderen Menschen unterscheiden.
Das Kennzeichen des Christen ist die Agápe: jene nicht-ausschließende Liebe, die sogar den Feind liebt – weil auch der Vater im Himmel ihn liebt.
Es geht darum, den Vater im Himmel nachzuahmen, der seine Güte sowohl den Bösen wie auch den Guten und den Gerechten wie auch den Ungerechten zeigt.
Ohne den Geist der Vergebung, der über vieles hinwegsieht und der nicht kleinlich aufrechnet, ist es unmöglich, jene Liebe zu üben, die der Herr von uns erwartet.
Im Gegenteil: es ist oft jene unbeugsame Strenge, die nichts erträgt und nichts duldet, die uns dem Evangelium gegenüber untreu werden läßt.
Gleiches mit Gleichem vergelten: das scheint vernünftig und konnte in der alten Zeit als „gerecht“ gelten. Aber was einst einem hartherzigen Volk zugestanden war, das kann jetzt nicht mehr als der Wille Gottes ausgegeben werden. Das neue Gebot heißt Liebe ohne Vorbehalt. Es hat seine letzte Begründung in Gottes eigenem Wesen und Verhalten.

Samstag, 12. Februar 2011

Zum Evangelium des 6. Sonntages im Jahreskreis: eine Einführung (A).

Zu den Alten ist gesagt worden – ich aber sage euch

Das Evangelium beginnt mit einer thematischen Eröffnung: Jesus ist gekommen, um das Gesetz zu seiner Vollendung, zu seiner Erfüllung zu bringen, und zwar sowohl in seinem eigenen Handeln wie auch in uns.
Es ist eine erste Entfaltung und Vertiefung dessen, was schon in den Seligpreisungen angekündigt worden war und dessen, was uns Christen als unsere Berufung mitgegeben worden ist: „Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist“.
Es reicht nicht aus, das Gesetz nur äußerlich zu beobachten; man muß es mit dem Herzen erfassen und auch die geheimsten Regungen des Herzens beobachten. Das gilt für die Gestaltung der Beziehungen zum Nächsten wie auch für das eheliche Leben.
Man kann den Bruder ermorden durch den Haß, den man gegen ihn in seinem Herzen nährt, so wie man ehebrüchig sein kann durch seine Lüsternheit.
Die wirklichen Friedenstifter sind jene, die sich versöhnen, wenn sie ihre Gabe zum Altar bringen, das heißt: wenn sie Eucharistie feiern. Die geopferte Gabe auf dem Altar bringt nur demjenigen den Frieden, der zuvor vergeben hat. Der Friede schließt Zorn, Haß und feindselige Gefühle aus und behandelt den Menschen so, wie Christus es getan hat.
Und die wirklich reinen Herzens sind, das sind jene, die sich völlig vom Tun des Bösen getrennt haben; die in ihrem Reden so wahrhaftig und zuverlässig sind, dass sie es nicht nötig haben, ihre Rede mit einem Schwur zu bekräftigen.
Jesus erlaubt nicht die Ehescheidung; er fordert dazu auf, immer in der Wahrhaftigkeit zu leben. Das ist wichtiger als Treue zu irgendwelchen Schwüren. Auf diese Weise hebt das Evangelium das Gesetz des Mose nicht auf, sondern führt es zu seiner Vollendung und Erfüllung. In solche Tiefe muß das Senkblei unseres Herzens reichen, und solchen Herausforderungen haben wir zu antworten.